Seit vergangenem Mittwoch läuft der 36. Evangelischer Kirchentag 2017 in Berlin und Wittenberg. Thematisch knüpft dieses religiöse Großereignis mit rund 200.000 Gästen an das aktuelle Reformationsjubiläum an, bei dem in diesem Jahr 500 Jahre Reformation gefeiert werden. Der Reformator Martin Luther ist in Berlin und Wittenberg daher allgegenwärtig.
Eine Darstellung Luthers dürfte einige Kirchentagsbesucher sicherlich zum Nachdenken bringen; einige wenige Lutherfans vielleicht sogar schockieren. Die von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) präsentierte Kunstaktion „Die nackte Wahrheit über Martin Luther“ stellt ungeschönt die dunklen Seiten des Zugpferds der protestantischen Kirche zur Schau.
Die Skulptur zeigt Luther nackt unter einem geöffneten Mantel, auf dessen Innenseite ein Zitat des Philosophen Karl Jaspers zu lesen ist: „Luthers Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt“. Auf der Rückseite des über vier Meter hohen Kunstwerks sind die antisemitischen Ratschläge Luthers angeprangert, wie das Niederbrennen von Synagogen, Zwangsarbeit für Juden und Zwangsenteignung von Juden.
Das von David Farago erschaffene Kunstwerk ist mobil und wird den Kirchentagsbesuchern in Berlin und Wittenberg immer wieder begegnen und dazu ermahnen von der bedingungslosen und unkritischen Verehrung Martin Luthers Abstand zunehmen und sich auch mit seinen zwielichtigen Thesen auseinander zusetzen. Die Meinung des gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon über den Reformator Martin Luther ist klar und deutlich: „Martin Luther war einer der größten Hassprediger, die das Christentum hervorgebracht hat. Die Evangelische Kirche in Deutschland hätte die ‚Luther-Dekade‘ nutzen sollen, um sich öffentlich vom unkritischen Personenkult um den Reformator zu verabschieden und den Beitrag des christlichen Judenhasses zum Holocaust aufzuarbeiten“.