Aktuell schickt der US-amerikanische Top-Autor Dan Brown seinen Protagonisten Robert Langdon im Bestseller-Thriller Inferno wieder einmal los, um die Welt zu retten. Wenn ich es richtig gezählt habe, ist es das vierte mal. Auch andere fiktive Romanfiguren werden uns in regelmäßigen Abständen immer wieder mit neuen Abenteuern und Schicksalen präsentiert. Der Trend nach Romanserien boomt. Vordergründig werden von den Verlagen die unerschöpfliche Ideenvielfalt und Kreativität der begnadeten Schriftsteller als Grund immer neuerer gedruckter Lebensabschnitte ihrer Helden voran geführt. Doch häufig ist der wahre Auslöser der literarischen Serienproduktion wirtschaftliches Kalkül. Das Zauberwort heißt Kundenbindung.
Der Buchmarkt ist hart umkämpft. Der Umgang mit Kreativität, Kunst, Kultur, Aufgeklärtheit und Intellektualität assoziiert zwar eine harmonische Branche, die ihr kommerzielles Interesse zu Gunsten der kulturellen Förderung in den Hintergrund stellt. Doch hinter den Kulissen werden die finanziellen Ansprüche von den und an die Teilnehmer des Buchmarktes immer größer. Die produzierenden Verlage und die verkaufenden Handelshäuser müssen immer effektiver Wirtschaften, um den Ansprüchen der zunehmend branchenfremden Aktionären und Investoren zu genügen.
Damit die Umsätze der Verlagshäuser stimmen, müssen Marktanteile gesichert und ausgebaut werden. Das heißt, es müssen immer mehr Bücher produziert und verkauft werden. Und das wiederum geht am einfachsten, wenn immer mehr Kunden an den Verlag gebunden werden. Ein Mittel dafür ist die regelmäßige Veröffentlichung von beliebten Protagonisten. Was seit Jahrzehnten im Fernsehen geschieht, erhält immer mehr Einzug auf dem Büchermarkt. Beliebte Helden mit hoher Fangemeinde werden mit immer mehr Fortsetzungen regelmäßig veröffentlicht und somit immer wieder verkauft. Für die Verlage und Buchhandlungen ist diese Strategie sehr sicher, da schon vor Erscheinung des Buches mit einer Grundakzeptanz und somit hoher Kaufwahrscheinlichkeit gerechnet werden kann. Auch die Autoren fahren mit der Serienproduktion nicht schlecht. Auf der einen Seite können auch sie auf eine Fangemeinde bauen, die Ihre Geschichten grundsätzlich gut findet, auf der anderen Seite müssen Protagonisten, Orte und das soziale Umfeld der Geschichte nicht in jedem Buch neu konstruiert und vermittelt werden.
Ein Blick auf die Zusammenstellung der Buchserien unter buecherserien.de zeigt deutlich, wie viele Geschichten und Ideen der lesenden Kundschaft wiedergekäut werden. Es ist grundsätzlich nicht verwerflich, an den Erfolgen eines Buches mit weiteren Folgen anzuknüpfen. Auch die Leserschaft freut sich sicherlich hier und da auf ein Wiedersehen mit seinen Lieblingshelden. Kritisch wir es aber erst, wenn das Jäger- und Sammlerverhalten der Kunden dahingehend ausgenutzt wird, dass das Niveau und die Authentizität der Bände immer mehr sinkt und nur noch die Verkaufsabsicht im Vordergrund steht.
Die Strategie der Serienliteratur führt auch dazu, dass dem Leser ein Stück Vielfalt des literarischen Angebots genommen wird. Wenn in den Bestsellerlisten immer wieder die gleichen Autoren mit den gleichen Protagonisten vertreten sind, wird es aus Sicht der Unterhaltung langweilig, aus kultureller Sicht sogar armselig. Daher sollten Verlage und Händler mutiger sein und mehr Raum für neue Ideen, Figuren und Geschichten schaffen. Gerade für die Kinder wird viel in Serie produziert. Meine erste Bücherserie waren (neben Asterix oder Entenhausen Comics) die 5 Freunde von Enid Blyton. Tolle Bücher, die ich nicht missen möchte. Es gibt viele gute Jugendbücher und Kinderliteratur, die in Serie produziert wurden. Aber es muss die Geschichte, nicht die Abverkaufssicherheit im Vordergrund stehen. Ich empfand beim Melken der literarischen Kuh Harry Potter, dass es nicht mehr um die Geschichte ging, sondern sich alles nur noch um Merchandising handelte. Und das finde ich schade.
Ein schönes (Negativ-) Beispiel sind die „Kluftinger“- Krimis von Klüpfl/Kobr. Einem genialen ersten Band („Milchgeld“)folgten eher mittelmäßige Krimis, die in dem Fiasko „Rauhnacht“ gipfelten. Mir ist völlig schleierhaft, wer sich noch die beiden folgenden Bücher des Autoren-Duos gekauft hat. Gruß Paul
also ich liebe Serien, denn ich treffe liebgewonnene Büchermenschen gerne wieder und erfahre, wie es ihnen geht. schon lange bin ich bekennender Serien-Junkie 🙂
aber ich gebe dir recht, grundsätzlich… verstehe aber auch die Verlage. Es gibt inzwischen so viele davon…
LG Claudia
Natürlich lese ich auch Buchreihen. Die historischen Krimis von Petra Oelker und einiges mehr. Aber die ewig gleichen Autorennamen mit ähnlich anmutenden Titeln und Covern in den einschlägigen Bestseller-Listen wirkt auf mich schon etwas unspektakulär.
Gruß Bernhard