Ein Hauch von Agatha Christies Hercule Poirot weht durch den ersten Kriminalroman des britischen Schriftstellers Abir Mukherjee. Zwar ermittelt Captain Sam Wyndham im indischen Kalkutta und nicht wie sein legendärer belgischer Detektivkollege Poirot in Tod auf dem Nil in Ägypten. Doch Mulherjee präsentiert ebenso wie die britische Queen of Crime, einen packenden Kriminalfall, welcher in der schwülen, bunten, fremden und orientalischen Atmosphäre der britischen Kolonialherrschaft Anfang des letzten Jahrhunderts inszeniert ist.
In seinem ersten Fall hat es hat es Wyndham mit einem öffentlich zur Schau gestellten Toten zu tun, der auf den ersten Blick Opfer einer nationalistischen Terrorgruppe wurde, die ein freies Indien ohne britische Kolonialherrschaft anstrebt. Im Rahmen der Ermittlungen, die durch die Konflikte zwischen den traditionellen indischen Einwohner und den modernen britischen Kolonialisten erschwert werden, steuert der neuen Ermittler aber in eine ganz andere Richtung. In die tiefe opiumgetränkte Unterwelt der indischen Metropole, in der das westlich geprägte Werte- und Gesetzsystem Anfang des 20 Jahrhunderts nur wenig Achtung hat.
Ein beachtliches Erstlingswerk voller Atmosphäre, Spannung und Originalität. Schon nach wenigen Sätzen wähnen sich der Leser und die Leserin in den einhundert Jahren zurückliegenden lauten und staubigen Gassen Kalkuttas inmitten eines lebhaften Menschentreibens aus orientalischen Einheimischen in bunten Gewändern und britischen Kolonialisten in hellen Anzügen.
Der 512seitige Kriminalroman Ein angesehener Mann von Abir Mukherjee (Originaltitel: A Rising Man, übersetzt aus dem Englischen von Jens Plassmann) ist am 10.07.2017 erschienen im Münchener Wilhelm Heyne Verlag (ISBN 978-3-453-42173-8).