Das hatte ich schon lange nicht mehr. Ein klassischer britischer Kriminalroman mit saftig grünen Weiden, Steinmäuerchen, roter Telefonzelle und viel Tee. Elizabeth J. Duncans Kriminalroman Das Rätsel um die verschwundene Braut ist spannend, unterhaltsam und absolut empfehlenswert.
Ein klassischer Kriminalroman
Das kleine walisische Dörfchen Llanelen steht kurz vor dem größten gesellschaftlichen Ereignis seit Jahren. Emyr, der Sohn des größten Grundbesitzers im Ort, strebt die Hochzeit mit der schönen Londonerin Meg Wynne Thompson an. Die generalstabsmäßig geplanten Vorbereitungen des Festes sind nahezu abgeschlossen und die Familien, Trauzeugen und Hochzeitsgäste alle eingetroffen; da geschieht das Unfassbare: Die Braut ist verschwunden.
Nur durch die schlaue Beobachtungsgabe der Nagelstudiobesitzerin Penny Brannigan wird kurz vor der Trauung die Leiche der verschwundenen Braut gefunden. Allen Anschein nach erdrosselt, erschlagen und mit einer Spritze vergiften. Die herbeigerufenen Inspector Gareth Davies und seine Assistentin Sergeant Bethan Morgan richten sich in der örtlichen Polizeiwache ein und beginnen mit den Ermittlungen. Doch auch bei Penny ist der kriminalistische Ehrgeiz geweckt und zusammen mit ihrer Freundin Victoria versucht sie ebenfalls dem Täter auf die Spur zu kommen. Interesse an dem Tod der Braut haben viele, doch der Fall ist kompliziert. Kriminalistisches, aber auch privates Interesse führen im Zuge der Ermittlungen dazu, dass die beiden grundverschiedenen Ermittlerteams schnell zueinander finden und gemeinsam dem Täter und dem Motiv allmählich immer näher kommen.
Duncan schickt seine Leser nach Wales
Die Protagonisten sind allesamt authentische Personen. Da ist die umtriebige Penny, die aus vollem Herzen ihr Nagelstudio betreibt und somit auch immer über die aktuellen gesellschaftlichen Themen des Ortes bestens informiert ist. In liebevoller Hingabe optimiert Sie Ihr Nagellack Sortiment, und genauso akribisch kombiniert sie im aktuellen Mordfall. Ihre Naivität wirkt bisweilen sehr putzig, aber ihre Auffassungsgabe und bestechende Logik zeugen von viel Verstand.
Davies, der Inspector der Mordkommission, kommt very British daher. Gut gekleidet, intelligent und immer charmant, verkörpert er den typischen britischen Inspektor. Aber er ist gefühlvoll und immer in Sorge um Penny, die er im Laufe des Falls zunehmend mehr ins Herz schließt.
Elizabeth J. Duncan hat sich auch die Mühe gemacht, die Figuren in der zweiten und dritten Reihe authentisch und lebhaft zu kreieren. Sergeant Morgen und Veronique sind nicht nur schmückende Komponenten des Romans, sondern eigenständige Figuren mit Charakter und Gefühlen. Duncan gibt Ihnen, wie auch den Trauzeuginnen, dem Pastor, der Haushälterin Gwennie oder Emyrs Vater, genügend Raum, um vom Leser angenommen zu werden. Dies alles führt dazu, dass der Leser sich in die Dorfgesellschaft Llanelen einlesen kann und den Charme des idyllischen Wales zu spüren bekommt ohne mit kitschiger Reiseführerromantik behelligt zu werden. Das Rätsel um die verschwundene Braut von Elizabeth J. Duncan zeigt wieder einmal anschaulich, dass sich die britische Insel ideal für klassische Kriminalromane eignet. Das britische Flair, der britische Humor, die britische Landschaft und die britische Lebensart bilden immer wieder einen maßgeschneiderten Rahmen für spannende und unterhaltsame Kriminalgeschichten. Statt Horror, wilder Verfolgungsjagden und aufklärerischer Sozialstudien gibt es Schmunzeleien, Tee und spannende Kombiniererei.
Kunst 1, Technik 6
Schade, schade, schade! Leider war das eBook völlig mangelhaft formatiert. Die Reihenfolge der Kapitel war nicht richtig. Auch wenn auf der britischen Insel einiges anders läuft, wie etwa der Linksverkehr auf den Straßen. Gezählt wird immer noch gleich. In meinem eBook verlief die Reihenfolge wie folgt: Cover, Inhaltsverzeichnis, Kapitel 1, Kapitel 10 – Kapitel 19, Kapitel 2, Kapitel 20 -29, Kapitel 3, Kapitel 30, Kapitel 31 und 32, Titel. Die Kapitel wurden meiner Ansicht nach alphabetisch und nicht numerisch sortiert. Das ist ärgerlich, zumal der Leser dies zunächst nicht merkt.
Erst als plötzlich die Hochzeitsvorbereitungen losgehen, obwohl die Leiche schon gefunden wurde, merkte ich, dass da was nicht stimmt. Nachdem ich mich orientiert hatte, ging es dann. Das Leseerlebnis leidet aber darunter. Nach Rücksprache mit Blogg dein Buch, die das Rezensionsexemplar bereitgestellt haben, hieß es, dass dies schon mehrfach bei Rezensionen aufgefallen war, der Goldfinch Verlag dies aber nicht nachvollziehen kann.
Fazit:
Ein spannender und unterhaltsamer, klassischer Krimi mit einem Hauch romantischen Rosamunde Pilcher – Flair, einer Prise Barneby – Finesse und ein wenig Miss Marple – Charme. Liebevolle, authentische Figuren, eine idyllische Szenerie und ein bis zum Schluss rätselhafter Fall mache den Kriminalroman Das Rätsel um die verschwundene Braut von Elizabeth J. Duncan zu einem wunderbaren Leseereignis. Der Geschichte nach würde ich zwischen vier oder fünf Kreuzchen auf dem Kulturmeter tendieren. Die (bei mir) mangelhafte Formatierung des eBook muss ich aber leider berücksichtigen. Da es dennoch lesbar war und ich der Story mehr Gewichtung schenke als der Technik, werde ich dennoch vier Kreuzchen vergeben. Und ich will hoffen, dass bald weiter Bücher aus Duncans Penny Brannigan – Reihe ins Deutsche übersetzt werden.
Elizabeth J. Duncan ist die Gewinnerin des Malice Domestic Wettbewerbs für die beste klassische Krimi-Geschichte. Sie war außerdem für den Agatha and Arthur Ellis Preis nominiert. Sie lebt in Toronto.
Das 300-seitige eBook ist am 2. September 2014 im Goldfinch Verlag erschienen (ISBN: 978-3-940258-48-9).