Heute möchte ich Euch nach langer Zeit wieder einen Kriminalroman vorstellen und rezensieren, der mir dankenswerterweise über die Buchblogger Community bloggdeinbuch.de zur Verfügung gestellt wurde. Der Ostseekrimi Das Schweigen von Bodersby der Autorin Stefanie Ross ist der erste Fall von Jan Storm.
Trügerische Idylle an der Ostsee
Nach einer bewegenden, militärischen Laufbahn wagt Jan Storm im idyllischen Brodersby an der Schlei als Landarzt einen Neuanfang. Doch noch während er sich in seiner neuen Heimat häuslich einrichtet, wird er mit einer Reihe von rätselhaften Erkrankungen im Ort konfrontiert. Storm erkennt einen Zusammenhang mit dem Tod seines Vorgängers. Dieser war nach dem Kontakt mit dem Kadaver eines verendeten Seeadlers in kürzester Zeit verstorben. Mit der Unterstützung seiner Arzthelferin Lena fängt Storm privat an, diesen Ungereimtheiten auf den Grund zu gehen. Dabei stößt er auf ein nahegelegenes Unternehmen, dessen Geschäftstätigkeiten sehr undurchsichtig erscheinen. Schnell muss er einsehen, dass seine Ermittlungen einen mächtigen Gegner auf den Plan rufen, der den Landarzt und seine Helferin in tödliche Gefahr bringen. Glücklicherweise stehen Storm hilfreiche Freunde mit militärischen und polizeilichen Beziehungen zur Seite.
Etwas zu viel Gefühl
Der ehemalige Elitesoldat Jan Storm ist ein neuer interessanter Ermittlertyp. Der Motorradfan präsentiert sich nach außen als cool, männlich und unverwundbar. Innerlich ist er aber sensibel und durch seine militärische Vergangenheit stark traumatisiert, wodurch er ein ums andere mal in gefährliche Situationen gerät. Etwas kitschig empfinde ich die gelegentlich übertriebene Darstellung der sozialen Interkationen zwischen den Figuren. Die Kameradschaft darstellenden Gesten und Dialoge muten immer wieder wie butterweiche Gefühlsduselei an.
Ein bisschen Heimatthriller
Das Schweigen von Brodersby ist eine interessante Stilmischung. Im Vordergrund steht der spannende und mit Actionelementen bestückte Industriethriller. Unverkennbar sind aber auch die klassischen Stilelemente eines Heimatromans. Der Protagonist Jan Storm, der als Fremdling in eine dörflichen Ordnung einbricht, der idyllische abgegrenzte Schauplatz Brodersby mit seinen umliegenden Naturschauplätzen an der Schley, die klaren Charakterisierungen in Gut und Böse, die extreme Betonung von Kameradschaft, gemeinsamen Werten und Loyalität zwischen den Personen, so wie das stereotype Frauenbild der schutzbedürftigen und loyalen Partnerin an der Seite des Protagonisten in Person der Arzthelferin Lena. All das erinnert stark an klassische Heimatfilme. Auf mich wirkt dieser Balanceakt zwischen den unterschiedlichen Stilwelten nicht sehr gelungen. Der Stimmungsaufbau entwickelt sich dadurch nur halbherzig. Weder die Spannung des Thrillers, noch die Melancholie des Heimatromans bekommen genügend Platz zur Entfaltung.
Fazit:
Ein toller Kriminalroman mit starker Story in beeindruckender Kulisse. Leider wird die Spannung immer wieder durch Stefanie Ross‘ Hang nach Gruppenharmonie und Heimatroman ausgebremst, so dass der große Thrill leider ausbleibt. Für mich gibt es drei von fünf Sternen auf dem Kulturmeter.
Erschienen ist der 347-seitige Ostsee-Kriminalroman Das Schweigen von Brodersby am 17.Juli 2017 im Grafit Verlag GmbH (ISBN 978-3-89425-490-2) und hier bestellbar.