Und wieder einmal führt Andreas J. Schulte seine Leserinnen und Leser auf eine spannende und unterhaltsame Art und Weise in das deutsche Mittelalter. Schon der erste Roman Die Toten des Meisters mit dem Protagonisten Konrad von Hohenstade hatte mich überzeugt. Die Spur des Schnitters hat in allen Belangen noch eine Schippe nachgelegt und mich absolut begeistert.
Nachdem Konrad von Hohenstade den Tod von Frau und Kind überwunden hat und aus seiner Zurückgezogenheit im ruhigen Andernach zurückgekehrt ist, wird er prompt in ein neues Abenteuer verwickelt. Sein ehemaliger Lehrmeister Pater Anselms stirbt unter merkwürdigen Umständen im Kloster und weitere Todesfälle folgen. In seiner Funktion als Bevollmächtigter des Kaisers macht er sich mit seinem Freunden Jupp und Pastor Heinrich auf die Suche nach der Lösung der rätselhaften Todesfälle. Schnell wird klar, dass der Grund für die brutalen Morde im Verschwinden einer Reliquie zu finden ist, deren Verlust große politische Auswirkungen hat. Konrad folgt der Spur des Schnitters, doch er scheint sie nicht alleine zu folgen. Immer wieder werden er und seine Freunde von Jägern zu Gejagten bis ihre Situation völlig aussichtslos erscheint.
Wie auch schon im ersten Roman um Konrad von Hohenstade schafft es Andreas J. Schulte eine authentische Geschichte mit echtem historischem Hintergrund zu schaffen ohne dabei übertrieben mit geschichtlichen Fakten aufzutrumpfen und letztlich zu langweilen. Konrads zweiter Fall ist stattdessen eine spannende und begeisternde historische Verfolgungsjagd. Neben dramatischen Situationen und lebendigen historischen Begebenheiten lockern amüsante Details das Lesen immer wieder auf. Etwa als beim zufälligen Wiedersehen von Pastor Heinrich mit einer ehemaligen Freundin pikante Details aus Heinrichs früheren Leben zutage kommen.
Überhaupt räumt Schulte seinen Protagonisten bei ihrem Abenteuer viel mehr Raum ein, um dem Leser näher ans Herz zu wachsen. Das kommt vor allem auch den Figuren Heinrich und Jupp zugute. Sahen sie beim erste Roman Die Toten des Meisters neben Konrad noch etwas blass aus, sind sie nun ebenbürtig, sympathisch und mit Charakter. Auch Konrad wirkt wesentlich authentischer. Er ist nun nicht mehr unnahbar und unbezwingbar. Sein Handeln und Denken wirkt menschlicher und bodenständiger. Seine Erfolge – kämpferisch, wie kriminalistisch – sind keine Folge seiner hohen Stellung, sondern Ergebnis seiner Spürnase und Gewitztheit.
Fazit:
Die Spur des Schnitters ist ein spannender historischer Politthriller mit gewichtigem politischen Hintergrund seiner Zeit, mitreißenden Situationen, originellen Dialogen und authentischen, wie auch sympathischen Protagonisten. Der Roman sucht seines Gleichen, da der historische Hintergrund beeindruckend recherchiert und eingearbeitet wurde ohne dabei an Spannung oder Unterhaltung zu verlieren. Das abrupte Ende wirkt etwas enttäuschend, doch schafft es auch Vorfreude auf den nächsten Teil, der ja wohl kurz vor der Veröffentlichung ist. Volle fünf Kreuzchen auf dem Kulturmeter gibt es von mir für das Werk.
Erschienen ist der 300seitige Roman am 15. Mai 2014 im Verlag Ammianus (ISBN: 978-3945025000)
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