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Rezension: Einkehr von Tommie Goerz

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einkehrtommiegoerz120Keine leichte Lesekost erwartet die Leserinnen und Leser von Tommie Goerz‘ Kriminalroman Einkehr. Die Mischung aus anspruchsvollen Textpassagen und intensiven Dialoge über die menschliche Psyche, gepaart mit bisweilen humoristischen Szenen und eindrucksvollen Protagonisten macht den fünften Fall um Kommissar Friedo Behütun zu einem nicht alltäglichen Leseereignis.

Ein Kommissar leidet unter der Schwüle

Den eigenbrötlerischen Kommissar Behütin belastet ein schwerer Verdacht. Läuft seit Jahren ein Mörder frei durch Franken, weil die Bamberger Justiz damals Fehler gemacht hat? Und ist zu befürchten, dass die aktuelle extrem schwüle Wetterlage, wie damals schon den Mörder aktiv werden lässt? Gleichzeitig beschäftigt ihn und seine Team eine merkwürdige Liste mit Namen von Personen, die zum Teil bereits verstorben sind. Als sich der Verdacht zunehmend erhärtet, dass die zurückliegender Todesfälle vermutlich doch geschickt durch Fremdeinwirkung erfolgten und die noch lebenden aufgelisteten Personen in akuter Gefahr schweben, gerät Behütin immer mehr unter Zeitdruck. Personelle Probleme mit einem seiner Mitarbeiter sorgen zusätzlich dafür, dass Behüten immer mehr überfordert ist. Doch mit der unerwarteten Hilfe seiner Lebensgefährtin schein der Kommissar noch sein berufliches und privates Umfeld in den Griff zu bekommen.

Kein Buch zum Nebenbei lesen

Wie Eingangs bereits erwähnt ist Einkehr kein leichter Leseschmöker, der auf die Schnelle zwischendurch weggelesen wird, oder abends Häppchenweise zum Einschlafen dienen kann. Schon der Schreibstil verlangt vom Leser Konzentration und Muße ab. Nicht selten schlängeln sich Sätze über fünf oder mehr Zeilen, gefolgt von Einwortsätzen. Bisweilen wirkte dieser außergewöhnliche Satzbau auf mich allerdings, als wollte der Autor damit nur sein textliches Handwerk präsentieren oder erhöhten Anspruch suggerieren. Denn ein leserfreundlicher Punkt zwischendurch hätte keinerlei negative Auswirkungen auf das Gesamtwerk gehabt. Tommie Goerz wird dies aber im Laufe der Geschichte selber gemerkt haben, denn etwa ab der Hälfte des Kriminalromans wird der Schreibstil dann doch deutlich flüssiger und angenehmer.

Anspruchsvoll sind aber die Gedanken und Dialoge über die menschliche Psyche. In den Gesprächen mit seiner Lebensgefährtin oder dem befreundeten Psychologen werden Themen wie Angst, Wahrnehmung und Entscheidungen sehr intensiv angeschnitten. Ach wenn diesen Ausflügen in die Psyche für den Fall etwas über Gebühr Platz eingeräumt wird, so sind die Ausführungen doch sehr spannenden und interessant zu lesen.

Aber es ist ja ein Kriminalroman und keine Psychologiebuch. Und dort erwarte ich in erster Linie einen originellen Fall, einen deutlichen Spannungsbogen und plötzliche Wendungen. Auch hier verlangt Tommie Goerz den Lesern viel Aufmerksamkeit ab. Eine zum Teil verwirrende Chronologie zurückliegender Todesfälle, vielen Namen und Orte, zwei parallel verlaufende Fälle, sich in die Länge ziehenden Dialoge, die zusätzlich eingearbeiteten Häppchen an Romanze und Personalproblemen und das sporadische Einstreuen von Elementen des Regionalkriminalromans mittels fränkischem Dialekt waren für mich zu viel des Guten. Zeitweise musste ich mich etwas quälen, um weiter zu lesen.

Fazit:

Der Kriminalroman Einkehr von Tommie Goerz ist kein Fastfood für die Leselust. Schwere Dialoge, ein Schreibstil mit Ecken und Kanten und die vielen Orte und Handlungen zu verschiedenen Zeiten machen den Krimi zu einem komplexen und anspruchsvollen Werk. Dies ist für mich aber grundsätzlich kein Grund für eine negative Bewertung. Leider kam der eigentlich Kriminalfall und die konkrete Betrachtung von Täter und Motiv durch die allgemeinen psychologischen Ausführungen viel zu kurz. Die eingestreute Romanze, die personelle Problematik und das Einstreuen fränkische Regionalität rückten den Fall und damit den Spannungsbogen noch weiter in den Hintergrund. Vielleicht hätte ich mir auch nur mehr Zeit und Muße für das Buch nehmen müssen. Daher vergebe ich vier von fünf Kreuzchen.

Erschienen ist der 325seitige Krimi Einkehr von Tommie Goerz am 1.April 2014im Verlag ars vivendi (ISBN: 978-3869134215).

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