Mir großen Erwartungen habe ich mich auf den aktuellen Kriminalroman von Matthias P. Gibert gestürzt. Das Cover und der Rückseitentext versprachen einen spannenden 14. Fall des Kasseler Hauptkommissars Paul Lenz. Doch leider hat der Ärzte-Kriminalroman nicht ansatzweise das Niveau des zurückliegenden Falls. Mit Halbgötter hat Gibert leider kein sonderlich beeindruckendes Werk angeliefert.
Zusammen mit seinen Kollegen versucht sich Paul Lenz an der Lösung eines achtfachen Ärztemordes in einem Kassler Hotel. Die Ermittlungen gehen dabei in viele Richtungen. Verletzte Ehre oder Neid unter der gehoben Ärzteschaft, ein Terrorakt oder gar politische Intrigen sind denkbar. Erschwert wird die Arbeit der Ermittler durch das zusätzlich eingesetzte LKA-Team.
Der Fall startet fulminant: Acht tote Ärzte, politische Verflechtungen, sowie Kompetenzgerangel zwischen der Kasseler Mordkommission und den Hessischen Landeskriminalamt. Temporeich scheint Gilbert mit Halbgötter einen eindrucksvollen Politthriller zu servieren. Sehr schnell verknotet sich die Story aber zwischen diversen Handlungssträngen und dem Hin- und Herschwanken zwischen klassischem Nordhessischen Regionalkriminalroman und modernen Politthriller. Die Einbeziehung realer Politiker, allen voran von Bundeskanzlerin Angela Merkel, wirkte auf mich, wie ein gescheiterter Versuch, die Kriminalromanreihe um Hauptkommissars Paul Lenz von der allmählich lahmenden Idee des Kasseler Heimatkriminalromanss hin zu einer temporeichen und modernen Thrillerreihe aus der großen glitzernden Welt der Politik zu heben. Das Ganze wirkt mir dadurch viel zu aufgesetzt und die vielen klischeebehafteten Figuren (korrupte Politiker, skrupellose Berater, arrogante LKA-Beamte,…) drücken die Authentizität des Kriminalromans noch weiter nach unten.
Selbst die mir durch den vorangegangen Lenz-Fall Müllhalde liebgewonnenen Protagonisten Hauptkommissar Paul Lenz und sein Kollege Kommissar Thilo Hain laufen nicht ansatzweise zur Hochform auf. Die Dialoge wirken häufig einfach zu platt und albern. Irgendwie scheint bei den beiden die Luft raus zu sein.
Fazit:
Schade. Ich kann Lenz‘ 14. Fall leider nichts abgewinnen. Alles wirkt zu konstruiert und auch lieblos. Es tut mir für Matthias P. Gibert sehr leid, dass ich den aktuellen Fall nicht positiv rezensieren kann. Diesmal kann ich nur zwei von fünf Kreuzchen auf dem Kulturmeter vergeben. Trotzdem werde ich den Lanz 15. Fall lesen, in der Hoffnung, dass er qualitativ an die alten Fälle heranreicht.
Der 371-seitige Kriminalroman ist Juli 2015 im Gmeiner Verlag erschienen (ISBN: 978-3-8392-1737-5).