Mit ihrem ersten Bilderbuch Rundherum und hin und her – Zähneputzen ist nicht schwer versucht die Fernsehmoderatorin Katja Burkard Kindern das Zähneputzen schmackhaft zu machen. Eine kleine verzauberte Zahnbürste, die sich in Gegenwart von Kindern in einen winzigen Drachen verwandeln kann, soll die Kinder dazu motivieren, fleißig die Zähne zu putzen, damit eben dieser Drache bei einem Drachenflugwettbewerb erfolgreich dabei sein kann.
Handlung nach Rezept
Das ganze Buchprojekt wirkt auf mich sehr konstruiert. Die Rezeptur aus Promi-Autorin, Sympathieträger Drache und der Eltern-/Kindproblematik Zähneputzen macht leider noch kein spannendes oder unterhaltsames Kinderbuch. Schon die Grundidee der Geschichte klingt nicht sehr plausibel. Warum sollen Kinder sich die Zähne putzen, damit die Zahnbürsten einen Wettkampf gewinnen. Es ist klar, dass das Ziel „Gesunde Zähne“ für Kinder nicht motivierend genug ist. Aber eine Begeisterung für das Zähneputzen erreicht ein Buch doch eher dadurch, dass die Kinder etwas durch das Zähneputzen bekommen oder gewinnen, wie etwa Stärke, gutes Aussehen oder wie beim Klassiker der Zähneputzen-Bücher Karius und Baktus weniger Fieslinge im Mund.
Spannung bis zum enttäuschenden Ende
Burkard schafft es grundsätzlich schon, einen Spannungsbogen für die Kinder aufzubauen. Alles steuert auf das große Drachenwettfliegen hin, wofür die Kinder mit den Zahnbürstendrachen hart trainieren müssen. Enttäuschend ist dann aber die Tatsache, dass die Kinder weder im noch vor dem Buch an diesem Highlight teilnehmen dürfen. Klammheimlich verschwindet der Zahnbürstendrachen und taucht am nächsten Tag wieder auf, um vom nächtlichen Wettrennen zu berichten.
Pedagogical Correctness
Statt spannendem Wettrennen gibt es für die Kinder dann lehrbuchartige Verhaltensregeln für das Zähneputzen und die Zahnpflege. Viel ungesüßtes Trinken und wenig Schnuckereien! Spätestens hier outet sich das Werk dann als übliches populärwissenschaftliches Aufklärungsbuch. Den Titel Kinderbuch verdient man sich so nicht. Auch die Logik der Geschichte beginnt dann heftig zu wanken. Denn neben kräftigen Zähneputzen und gesunder Ernährung empfehlen Fachleute auch das regelmäßig Entsorgen und Austauschen der Zahnbürsten. Das klappt natürlich nicht, wenn die Zahnbürste so ein possierlicher Sympathieträger ist. Also wird diese Empfehlung verschwiegen und Burkhard versucht, die Glaubhaftigkeit der Geschichte auf Kosten einer vollständigen gesundheitlichen Aufklärung aufrecht zu erhalten. Somit verliert das Buch neben dem Prädikat Kinderbuch beim Kulturpfleger auch das Prädikat Aufklärungsbuch.
Lebhafte Illustration
Einen dicken Pluspunkt verdient sich das Kinderbuch mit der wirklich schönen Illustration von Andrea Hebrock. Die Bilder haben viele Details zum Schmökern ohne dabei den Blick auf das Wesentliche zu verlieren. Sie sind lebendig und laden das Kind dazu ein, auch ohne elterliches Vorlesen das Buch in die Hand zu nehmen. Daher erhält Katja Burkards Buch Rundherum und hin und her – Zähneputzen ist nicht schwer beim Kulturmeter dann doch noch zwei von fünf möglichen Kreuzen.
Fazit:
Zähneputzen ist nicht schwer, Bücher schreiben umso mehr! Auch Kinder haben Ansprüche an ihre Bücher. Klassiche Strickmuster begeistern kleine Leseratten schon lange nicht mehr. In Katja Burkards Buch Rundherum und hin und her – Zähneputzen ist nicht schwer fehlt es an witzigen Dialogen, spannenden Aktione und letztlich auch an einer schlüssigen Geschichte. Zum Durchblättern in den Wartezimmern der Zahnarztpraxen ist das Buch sicherlich eine Alternative zu den kindgerechen Publikationen der Pharmaindurstrie. Als (Vor-)lesebuch kann der Kulturpfleger es aber nicht empfehlen.
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