Die Medien der Kunst- und Kulturwelt sind in diesen Tagen in Jubiläumslaune und stehen ganz im Zeichen der morgen beginnenden documenta, die 1957 aus der Taufe gehoben wurde und dieses Jahr ihren 60. Geburtstag feiert. Doch im Schatten dieses Megaevents der Weltkunstszene gibt es noch weitere Jubiläen, die es wert sind befeiert zu werden. So feiert die Hörspiel- und Zeichentrickfigur Benjamin Blümchen, die auch schon als linksalternativ und antidemokratisch bezeichnet wurde – in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag. Für mich ist auch dieses Ereignis ein Teil unserer kulturellen Landschaft, der es verdient gewürdigt zu werden.
Die Geburt des grauen Antihelden
1977 wurde mit Benjamin Blümchen als Wetterelefant die erste Musikkassette des sympathischen Elefanten bei KIOSK (heute kiddix) veröffentlicht und somit der Grundstein für eine der erfolgreichsten deutschen Zeichentrickserien gelegt, die von Anfang an der geballten Marketingpower des Walt Disney Unterhaltungskonzerns Paroli bot. Die Mutter des neugierigen, Zuckerstückchen verschlingenden und immer hilfsbereiten Dickhäuters ist die 1950 in London geborene Elfie Donnelly. Nachdem Sie 1973 nach Berlin umgesiedelt war und den Hauptdarsteller und Autor der ZDF-Kinderserie Löwenzahn Peter Lustig geheiratet hatte, fing sie an, Kinderhörspiele für den Sender Freies Berlin (SFB) zu schreiben. Der Elefant war geboren!
Der linke, antidemokratische Elefant
Benjamin Blümchen hat es sogar geschafft, Thema einer öffentlichen politikwissenschaftlichen Diskussion zu werden. Grundlage dieses kuriosen Schlagabtauschs war die 2005 vom Politikwissenschaftler Gerd Strohmeier aufgestellte These, dass in den Geschichten mit Benjamin Blümchen grundsätzlich die Politik in Person des Bürgermeisters als egoistisch und die Polizei in Person das Polizisten als militärisch dargestellt werden, deren regulierender, neutraler und aufklärerischer Gegenpol die Presse in Person der Reporterin Kolumna ist. Die den Kindern so stereotyp dargestellte politische Ordnung mit korrupter Legislative, böser Exekutive und fehlender, durch gerechten Journalismus ersetzter Judikative, würde laut Strohmeier einen negativen Einfluss auf die politische und demokratische Entwicklung der Kinder nehmen. Der Politikdidaktiker Oliver Emde wertete daraufhin die Streitigkeiten und Entscheidungsprozesse in Benjamin Blümchens Heimatstadt Neustadt eher positiv als „unkonventionelle Partizipation“, also als gelebte, engagierte politische Anteilnahme aller Mitglieder der Gesellschafft.
Wie dem auch sei, der kleine graue Sympathieträge hat 40 Jahre lang den Kindern Berufe, Länder, Menschen, Tiere und soziale Kompetenzen nahe gebracht und vor allem viel Spaß in das Leben der kleinen Leser getrötet. Auch meine drei Kinder sind, bzw. waren begeisterte Benjamin Blümchen Fans und ich habe viele Abendteuer vorlesen dürfen
Zum Geburtstag viel Gewinne
Zum 40jährigen Geburtstag erscheint im Verlag Egmont Ehapa eine Geburtstagsausgabe des Benjamin Blümchen Magazins mit großem Gewinnspiel und einer leuchtenden Polizeikelle. Ich hoffe, dass Benjamin Blümchen auc h weiterhin mit seinen Abenteuern die Kinderzimmer bereichert und eines Tages als Kunstwerk auf der documenta in Kassel ausgestellt wird. Verdient hat er es sich.
Herzlichen Glückwunsch vom Kulturpfleger. TÖRÖÖÖ!