Sontag Abend, 20:15 Uhr in deutschen Wohnzimmern: Wenn Frau sich gegen die TATORT – Fraktion in der Familie durchgesetzt hat, sitzt sie erwartungsvoll mit Chips und Papiertaschentüchern vor dem Fernseher, um sich freiwillig mit dem wöchentlichen Herzkino im ZDF in ein Gefühlschaos zu stürzen. Und gestern sollte sich dieses Bedürfnis sogar mit einer Geschichte aus der Feder einer der international angesagtesten Schriftstellerinnen, der Irin Cecelia Ahern, erfüllen. Doch was das ZDF dort bot, erfüllte bei Weitem nicht das, was der Name Ahern eigentlich verspricht.
Zwischen Himmel und hier ist eine bislang unveröffentlichte Geschichte der Erfolgsautorin Cecelia Ahern. Diese Liebesgeschichte diente als Grundlage für den Liebesfilm, der unter der Regie von Stefanie Sycholt und Michael Karen in Irland entstand. Die junge Amilia erfährt auf einer Irlandreise mit Ihrer Mutter, dass sie adoptiert wurde und ihre Wurzeln in Irland und nicht in Deutschland liegen. Aufgewühlt durch dieses Outing, fällt die Mutter auch sofort im Pup tot um. So muss Amelie sich alleine und ohne weitere Informationen über ihre Vergangenheit, auf die Suche nach Ihrer Herkunft machen. Während der Freund zuhause in Deutschland mit dem Verlobungsring und einem romantischen Terzett auf seine Amelie wartet, verliebt diese sich in den von ihr angeheuerten irischen Privatdetektiv und es kommt, wie es kommen muss. Nach zehn Sekunden Anstand im Hotelflur geht’s es dann doch ab in die irische Kiste. Schuld ist das Gefühlschaos und der zunehmend Drang sich ihrer irischen Heimat hinzugeben.
Die Romanze Zwischen Himmel und hier ist im Grunde nach dem gleichen Strickmuster gebastelt, wie die sonntäglichen Herzkinos davor und vermutlich auch danach. Eine vermeintlich fest im Leben stehende Frau kommt zurück in ihre ländliche Heimat, lernt das bodenständige Landleben samt lokalem Naturburschen kennen und lieben und schwört dem zurückliegenden oberflächlichem Leben in der Stadt (oder wahlweise in Deutschland) ab. Schade, dass sich eine Cecilia Ahern solch einer billigen Vermarktung ihrer Marke hingibt. Mit viel Herzblut schein der Film auch nicht gedreht worden sein. So passiert es dann auch, dass das frischverliebte Paar in der Schlusssequenz (ca. 87:50 Minute) auf der rechten, statt auf der in Irland üblichen linken Fahrbahn fährt. OK, das kann aus Liebe passiert sein. Ich denke aber eher an einem peinlichen Regiefehler. Ebenso der irische Mietwagen, der das Lenkrad auf der linken, statt auf der rechten Seite hat.
Auch die sehnsuchtsvolle Fernwehstimmung wird nach dem ewig gleichen Schema konstruiert: Saftige Wiesen, schwungvolle Küstenstraßen, schäumende Brandungen und idyllische Dörfchen werden zu berauschender Musik aus der Vogelperspektive rauf und runter gefilmt. Das funktioniert sicherlich bei Lovestorys aus Schweden, der Toskana oder dem Schwarzwald. Wer aber die mystische Stimmung Irlands in die Wohnzimmer bringen möchte, muss sich mehr einfallen lassen. Da nützt auch kein Kobold im Disneykostüm, der immer wieder albernd durch die Gegend hüpft und florale Weisheiten von sich gibt.
Ein Lichtblick war die schauspielerische Leistung von Yvonne Catterfeld. Das Bisschen, was das Drehbuch an Anspruch hatte, wurde von ihr mit Bravour gemeistert. Und mit rotbraun gefärbter Mähne entspricht Sie tatsächlich dem geläufigen Bild einer stolzen Irin. Ihr gesangliches Talent durfte sie dann auch noch im sehr schönen Soundtrack zum Besten geben.
Fazit:
Eine ZDF-Standardromanze ohne Niveau. Schöne Bilder vom elegant in Szene gesetzten neuen Golf Cabrio und von der Irischen Landschaft. Dem Autokonzern VW und dem Irischen Tourismusverband dürft es gefallen haben. Die Geschichte aber ist selbst für eine Liebesromanze extrem banal und absehbar. Dies war kein Niveau, welches das Prädikat Ahern verdient.
Mir gefällt der Film mit den mystischen Elementen. Die Geschichte ist flüssig erzählt und der Film unterhaltsam.
Sicher macht es auch Mut, den eigenen Weg zu finden und neu anzufangen, anders als bisher.
Danke für Deinen Kommentar
Also ich fand den Film super, es hatte sehr wohl niveau und klasse.
Es gibt halt unterschiedliche Geschmäcker. Das ist ja auch gut. Mir fehlte es einfach an überraschenden Wendungen und originellen Dialogen. Wenn ich einen Mercedes kaufe, möchte ich keinen FIAT bekommen (auch wenn ein FIAT ein gutes Auto ist) und wenn ich einen Ahern einschalte möchte ich keine BRAVO Lovestory sehen.