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Kinoprognose: War das der letzte Bulle?

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dlb120Herbst 2015: Henning Baum, der deutsche Clint Eastwood, steht wie ein Puma zum Sprung bereit in einer verfallenen Fabrikhalle im Osten Essens und schaut uns düster durch zusammengekniffene Augen von der Kinoleinwand an. Wieder einmal wird er in der Rolle des „Ruhrbin Hood“ Mick Brisgau durch die Ruhrmetropole jagen und böse Menschen fangen, um sie der gerechten Strafe zuzuführen. Neben dieser heldenhaften Tat wird er nebenbei auch noch verlorene Seelen trösten, Freundschaften retten, Familien zusammenführen und weitere sozialen Werke vollbringen. Vermute ich zu mindestens.

Seit gestern Abend ist das deutsche Fernsehpublikum um einen herausragenden Protagonisten ärmer. Mick Brisgau hat seinen letzten Fall gelöst und sich vom Bildschirm verabschiedet. Bullenfans freuen sich wehmütig über einen standesgemäßen Abgang, Bullenhasser sind froh, den Neo-Schimanski nicht mehr sehen zu müssen. Egal, wie man zu der TV-Serie Der letzte Bulle steht. Sie war eine herausragende Serie, die sich aus dem US-amerikanisch dominierten Serieneinheitsbrei deutlich abgehoben hat. Der besondere Mix auch Action, Gefühl und Humor mit einer Prise Ritterlichkeit, Proletentum, Lokalkolorit und Märchen machten die Serie um den Essener Polizisten Mick Brisgau zu einem außergewöhnlichen Highlight.

Fünf Staffeln lang jagte Mick Brisgau mit seinem naiven und loyalen Kollegen und Freund Andreas Kringge alles nur erdenklich Böse in der Ruhrmetropole. Nachdem die ersten vier Staffeln Folge für Folge eigenständige Fälle waren, wüteten die Folgen der fünften und letzten Staffel als Brisgaus letzter Fall auf ein furioses Finale hin, in der auch sein privates Geheimnis entschlüsselt wird. Nun wissen wir alles über Brisgaus Vergangenheit und seine private Zukunft ist in geordnete Bahnen gewuppt. Nun ist Schluss. Oder?

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein beliebter TV-Held den Sprung auf die Kinoleinwand schafft. Mick Brisgaus Vorgänger Horst Schimanski etwa ist so ein Kandidat und die Parallelen zwischen den beiden Typen sind frappierend. Beides sind Kinder des Ruhrgebiets und verkörperen extrem das einfache aber ehrliche Arbeitertum; Brisgau in Essen, Schimanski in dem nur wenige Kilometer entfernt gelegenem Duisburg. Ihre Methoden sind sehr unorthodox und nicht immer regelkonform, Hierarchien und Stände sind für Sie keine Grenzen und bei den Frauen klappt es langfristig trotz viel Gefühl und Männlichkeit auch nicht so richtig.

Mit  Zahn um Zahn wurde Schimanski 1997 auch dem Kinopublikum zugeführt (Genial dabei die Titelmusik Faust auf Faust von Klaus Lage). Schon damals war die kommerzielle Ausschlachtung eines erfolgreichen TV-Protagonisten offensichtlich. So offensichtlich, dass der Kinofilm um einie Szenen gekürzt werden musste, in der in dreister Art Schleichwerbung für die Hustenbonbons Paroli gemacht wurde. Da fast zwanzig Jahre später die Vermarktung von künstlerisch-kulturellem Schaffen noch ausgeprägter ist, dürfte es nicht abwegig sein, dass uns im Herbst 2015 Mick Brisgau wieder auf seien ganz eigene Art und Weise unterhält, aufregt oder einfach nur elektrisiert. Ich bin mir sicher. Ob mit oder ohne Hustenbonbons, das wage ich allerdings nicht zu prophezeien.

 

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