Was war das für ein Abend heute in Hannover? Die lange und ereignisreiche Geschichte des Eurovision Song Contest ist um ein Anekdote reicher.
Als nach rund zweieinhalb Stunden Not gegen Elend – Contest die Zuschauer einen deutschen Vertreter für den diesjährigen Eurovision Song Contest in Wien gewählt hatten, sorgte dieser für einen handfesten Eklat. Statt rührender Worte der Dankbarkeit an Mutter, Band und Publikum, verweigerte Andreas Kümmert den Sieg und gab das Zepter an die zweitplatzierte Ann Sophie weiter. Die Begründung war mehr als dubios. Kümmert sei zur Zeit nicht in der Lage für die Aufgabe, er sei eh nur ein kleiner Sänger und Ann Sophie viel qualifizierter,
Das die ganze Show nicht völlig im Chaos versank verdankt sie der Moderatorin Barbara Schöneberger, die souverän dem fast schon apathisch wirkenden Kümmert von der Bühne komplementierte und kurzerhand Ann Sophie unter zunehmenden Buhrufen zur Siegerin kürte,
Die ganze Situation wirft ein denkbar schlechtes Licht auf den traditionellen Sängerwettstreit und lässt Verschwörungen und Gerüchten freien Lauf. Ist Kümmert wirklich Opfer seiner Naivität geworden und hat kalte Füße bekommen? Oder wollte der Veranstalter oder jemand anderes einen anderen Deutschlandvertreter? Das Musikbusiness ist eine milliardenschwere Industrie mit wirtschaftlichen Interessen. War der übergewichtige Antistar Kümmert mit lichtem Haar, strubbeligem Vollbart und altem Kapuzenpulli nicht ausreichen lukrativ vermarktbar? Die kurz vor dem Vorentscheid bekannt gewordenen Vorwürfe gegen Kümmert wegen übelster sexistischer Beleidigungen gegenüber weiblichen Fans dürften den Künstler sicherlich als Deutschlandvertreter in Frage gestellt haben.
Alles Spekulation, doch mich hat es schon gewundert, dass innerhalb weniger Sekunden die Bühnenshow, die Begleitkünstler und die Musik der zweitplatzierten Ann Sophie für die abschließende Aufführung des Siegersongs bereit standen.
Warten wir es ab, was noch so alles ans Tageslicht kommt.