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Documenta14: Wo sind die Beuys‘ und Christos der Gegenwart?

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Die documenta14 läuft nun seit einer Woche und die Resonanz in den Medien ist sehr gut. Unzählige Blogs, angesagte Print- und Online Kulturmagazine, sowie Radiosender und Fernsehanstalten aus aller Welt berichten wohlwollend von der vierzehnten documenta in Kassel. Doch bei aller positiven Stimmung beschleicht den Beobachter das Gefühl, dass es an künstlerischem Glanz fehlt. Große und bekannte Namen aus der Welt der Kunst suchen die Besucher der diesjährigen documenta vergeblich. Es mangelt an Gallionsfiguren, an echten Stars, die zu solch einer Weltausstellung einfach dazu gehören. Die Macher der documenta14 scheinen dieses Manko mit Aufmerksamkeit erregenden Performances, beeindruckenden öffentlichen Werken und einer geballten Ladung an mahnenden, aufklärenden und Betroffenheit schürenden Interpretationen ausgleichen zu wollen. Doch auch hier fehlt es mir an zündender, künstlerischer Innovation.

Da ist zum Beispiel der spektakuläre Parthenon der Bücher. Ein aus rund 60.000 von politischer oder religiöser Zensur aktuell oder ehemals betroffener Bücher gebauter Tempel. Ein wirklich beeindruckendes und sehenswertes Werk mitten in der Kasseler Innenstadt, das sich zum Markenzeichen der documenta14 entwickelt hat; aber doch nur eine aufgewärmte Aktion ist. Schon 1983 präsentierte die argentinische Künstlerin Marta Minujín mit El Partenón de libros in Buenos Aires ein ähnliches Werk mit gleicher Intention. Zudem kommt, dass die Liste der infrage kommenden, zensierten Bücher von Studenten erarbeitet wurde und das Werk selber von externen Dienstleistern und Bauunternehmen errichtet wurde. Außer der aufgewärmten Idee steuert Minujín also kaum etwas diesem Werk bei. Reicht das, um den Ansprüchen an ein Vorzeigekunstwerk einer documenta gerecht zu werden?

Dann gibt es noch die mit Jute verhüllte Torwache von Ibrahim Mahama. Sehr beeindruckend und einen Besuch wert. Doch verhüllte Gebäude gibt es und gab es schon zuhauf. Künstlerisch innovativ und bahnbrechend ist solch eine Aktion sicherlich nicht. Schon auf der documenta4 im Jahre 1968 begeisterte Christo auf der Kasseler Karlswiese die Kunstliebhaber mit seiner Aktion die verpackte Luft. Das war neu! Und das war Christo. Ein zeitgenössischer Künstler, der für eine Kunstform steht und auch außerhalb der elitären Künstlerszene bekannt und beliebt ist.

7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung Joseph Beuys documenta 7-8, 1982 – 1987

Ein weiterer großer Künstler, der immer wieder gerne auf der documenta in Kassel erschien, war Joseph Beuys. An fünf nacheinander folgenden documenta Ausstellungen war Beuys zu sehen. Er  prägte diese Weltkunstausstellung, wie auch die gastgebende Stadt, wie kein anderer Künstler. Sein Werk Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung mit 7.000 über das Kasseler Stadtgebiet verteilten Bäumen wirkt sich noch heute auf Kassel und die documenta aus. Wer noch ein wenig Flair vom künstlerischen Hochgenuss vergangener documenta Tage erhaschen möchte, sollte sich deshalb in diesen Tagen in das Kasseler Gloria Kino begeben. Dort  läuft aktuell der Dokumentarfilm Beuys. In der 107 minütigen Collage mit bisher unveröffentlichtes Filmmaterial über den 1986 verstorbenen Provokateur und Konzeptkünstler bringt der Regisseur Andreas Veiel den Zuschauern das Phänomen Beuys näher.  

Und eben solche engagierten Vorreiter und prominenten Künstler, wie Christo oder Beuys fehlen – wie eingangs erwähnt – auf der aktuellen documenta. Diese Künstler sind es, die eine documenta kunstvoll machen. Bei allem Respekt vor der Performance-Künstlerin und Ex-Pornodarstellerin Annie Sprinkle, aber ihre ökosexuellen Spaziergänge durch Kassel sorgen allenfalls für kurzlebige Schlagzeilen.

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