Mit der Installation The Parthenon of Books (Der Parthenon der Bücher) erwartet den Besuchern auf der diesjährigen documenta das – räumlich gesehen – wohl größte Werk. Bis zum Start der vierzehnten Kunst-Weltausstellung documenta wird unter der künstlerischen Leitung der argentinischen Künstlerin Marta Minujín auf dem Kasseler Friedrichsplatz ein Tempel aus rund 60.000 Büchern entstehen. Bei den Büchern handelt es sich ausnahmslos um Bücher, die in der Vergangenheit oder auch aktuell in irgendeinem Land der Erde verboten waren oder sind. Der Standort dieses außergewöhnlichen Projekts ist dabei sehr von Bedeutung: Am 19. Mai 1933 verbrannten Schergen der NSDAP im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ genau auf diesem Platz 2.000 als „entartete Kunst“ diffamierte Bücher.
Ich habe heute dem „Freilichtatelier“ der Künstlerin einen Besuch abgestattet und bin jetzt schon beeindruckt von diesem gigantischen Werk. Die Grundsteinlegung des 70 x 30 Meter großen Kunstwerks fand bereits am 22.10.2016 durch die Künstlerin statt, und mittlerweile steht auch schon das riesige Metallskelett des Tempels, welcher nach Vorbild des Tempels auf der Athener Akropolis gebaut wird. Die ersten Säulen sind auch schon mit Büchern verkleidet und man kann schon erahnen, wie imposant und aussagekräftig das Aushängeschild der diesjährigen documenta wird.
Der Parthenon der Bücher ist ein künstlerischer Protest gegen Zensur und Verbot von Kunst und Kultur und klagt zugleich die politische oder religiöse Verfolgung von Künstlerinnen und Künstler an. Zugrunde liegt diesem Projekt eine wissenschaftliche Recherche von Studierenden der Kasseler Universität unter der Leitung der Germanisten Prof. Dr. Nikola Roßbach und Dr. Florian Gassner. Das Ergebins ist eine Liste mit mehreren zehntausend Büchern, die aktuell oder zurückliegend irgendwo auf der Welt verboten oder sogar vernichtet waren. Die benötigten 60.000 Bücher (geplant waren zunächst 100.000 Bücher) versucht die Künstlerin durch Spenden von Bürgerinnen und Bürger zu erhalten, die bereits rund 45.000 Bücher zur Verfügung gestellt haben.
Wenn Ihr Interesse habt, Euch aktiv an diesem Kunstwerk zu beteiligen, dann könnt Ihr Bücher spenden. Den Aufruf der Künstlerin, eine Liste der in Frage kommenden Bücher und Informationen zur Organisation der Bücherspende findet Ihr auf der offiziellen documenta14 Website: www.documenta14.de/de/news/1601/aufruf-zu-buecherspenden. Es stehen aber auch im Eingansbereich des Museum Fridericianum Kisten, in denen direkt vor Ort die Bücher gespendet werden können.
Sehr geehrter Herr Rupieper,
sehr guter und lesenswerter Artikel über das Parthenon der Bücher auf der documenta 14 mit eindrucksvollen Bildern. Der Tempel der verbotenen Bücher ist eine der Hauptattraktionen auf der documenta.
Mit dem Parthenon der Bücher thematisiert die argentinische Künstlerin Marta Minujín die Zensur und die Verfolgung von Schriftstellern. Der Parthenon der Bücher ist ein künstlerischer Protest gegen Zensur und Verbot von Kunst und Kultur und klagt zugleich die politische oder religiöse Verfolgung von Künstlerinnen und Künstler an.
Das Parthenon liegt gegenüber dem Fridericianum und kann von den Besuchern mit einst oder gegenwärtig verbotenen Büchern bestückt werden, welche am Ende der documenta von Lesern und Interessierten mitgenommen werden können.
Der Parthenon der Bücher ist ein wichtiger Bestandteil der zeitgenössischen Ausrichtung der documenta 14. Was liegt näher, als eine zeitgenössische Kunstschau zeitgenössisch neu auszurichten?
Mehr Infos:
Parthenon der Bücher auf der documenta 14 – Kulturwelt-Blog
Sehr geehrter Herr Weiser,
vielen Dank für Ihre weiteren Erläuterungen zum Partheon. Nun ist die documenta 14 vorbei und der Tempel abgebaut. Was bleiben wird werden wir zur dokumenta 15 dann sagen können.